Kiellinie by Svensson Angelika

Kiellinie by Svensson Angelika

Autor:Svensson, Angelika [Svensson, Angelika]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-426-42276-2
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2014-07-31T04:00:00+00:00


Lisa stand noch immer vor dem Konferenzraum und fühlte, wie die Anspannung langsam aus ihrem Körper wich.

Fehrbach bearbeitete den Fall nicht mehr. Endlich konnte sie wieder so arbeiten, wie sie es gewohnt war.

Nachdem Fehrbach geendet hatte, war es für einen Augenblick mucksmäuschenstill gewesen. Widerwillig musste Lisa sich eingestehen, dass sie ihn für seinen Mut bewunderte.

Ein anonymer Brief. Der konnte nur von Gerlach stammen. Nachdem die Zusammenkunft beendet war, hatte er sehr schnell das Weite gesucht. Lisa überlegte, ob sie ihn zur Rede stellen sollte, aber was würde das bringen?

Unvermittelt begann sich ein Gedanke in ihrem Kopf zu formen. Und wenn Fehrbach nun glaubte, dass sie den Brief geschrieben hatte? Oder mit Gerlach unter einer Decke steckte? Immerhin hatte sie einen handfesten Vorteil von Fehrbachs Beurlaubung. Sie würde den Fall behalten.

Lisa spürte ein Dröhnen hinter den Schläfen. Wenn sie jetzt versuchte, die Angelegenheit richtigzustellen, würde sie das in Fehrbachs Augen doch erst recht verdächtig machen. Oder nicht?

Der Pförtner teilte ihr mit, dass der Herr Oberstaatsanwalt das Haus bereits verlassen habe. Lisa wusste nicht, ob sie darüber erleichtert sein sollte. Da sie sich noch immer zu keinem Entschluss durchringen konnte, fuhr sie ins Büro zurück, auch wenn sie vermutete, dass dort eine weitere Unannehmlichkeit auf sie wartete.

Ihre Vorahnung täuschte sie nicht. Luca hielt sich mit keiner Vorrede auf. »Ich muss mit dir sprechen. Noch mal lasse ich mich nicht abwimmeln.«

Am Vortag hatte Lisa ihren Kollegen telefonisch über die Vergewaltigung informiert und es geschafft, sich um ein Grundsatzgespräch zu drücken. Allerdings war ihr klar gewesen, dass Luca nicht lockerlassen würde.

»Du musst den Fall abgeben, Lisa.«

»Bitte, Luca, nicht auch noch du.« Lisa lehnte sich an die Fensterbank und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie war froh, dass Uwe nicht anwesend war.

»Wie willst du die Ermittlungen weiterführen? Die Information von der Vergewaltigung wirft doch ein ganz neues Licht auf den Fall. Du musst gegen Horst Wiesner ermitteln. Willst du dir das wirklich antun?«

»Ich stehe das durch.«

»Und was sagt Fehrbach dazu? Der wird dich doch jetzt sofort wegen Befangenheit ablehnen.«

»Fehrbach bearbeitet den Fall nicht mehr.« Lisa erklärte Luca, worum es bei der Zusammenkunft in der Staatsanwaltschaft gegangen war.

»Fehrbach geht in den Alkoholentzug? Ach, du dickes Ei.« Luca war auf seinen Stuhl gesunken, eine steile Falte erschien zwischen seinen Brauen. »Da hat ihm aber jemand übel mitgespielt. Ob Gerlach den anonymen Brief geschrieben hat?«

»Keine Ahnung«, sagte Lisa abwesend. Sie setzte sich vor ihren Computer, entsperrte ihn und rief eine Vernehmungsakte auf. Vielleicht würde eine vorgetäuschte Geschäftigkeit Luca an weiteren Fragen hindern. Als es still blieb, dachte sie schon, ihr Manöver hätte funktioniert. Aber dann musste sie feststellen, dass ihr Kollege sich nicht so leicht täuschen ließ.

»Hast du Wiesner eigentlich schon gesagt, dass er jetzt auch zum Kreis der Verdächtigen gehört?«

Das war die Frage, vor der sie Angst gehabt hatte. »Ja«, gab sie nach einer Weile zögernd zu.

»Und wie hat er reagiert?«

Lisa versuchte abzuwiegeln. »Es geht Horst sehr schlecht. Man kann seine Reaktionen im Moment nicht mit normalen Maßstäben messen.«

»Was soll das denn heißen?«, fragte Luca erstaunt.

Es hatte keinen Sinn, er würde nicht lockerlassen.



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